06. Oktober 2025 • Aktuelles • Veranstaltungen

Bio-Unternehmen stehen vor der großen Aufgabe, nicht nur Produkte herzustellen, sondern Vertrauen, Transparenz und echte Nähe zu schaffen. Klassische Marketingstrategien stoßen dabei schnell an Grenzen. Konsument*innen wollen heute mehr: Sie möchten mitreden, mitgestalten, Verantwortung übernehmen. Co-Kreation kann hier helfen.
Es ist ein Dienstagvormittag in einem lichtdurchfluteten Workshopraum. Auf dem Tisch liegen Bio-Müsli-Packungen, Notizblöcke und bunte Stifte. Eine Bäuerin aus Vorpommern sitzt neben einer Studentin aus Jena, ein Produktentwickler diskutiert mit einer langjährigen Kundin. Alle eint eine Frage: Wie soll das nächste Bio-Produkt aussehen, das wirklich zu uns passt?
Was hier passiert, nennt sich Co-Kreation und kann verändern, wie Marken denken. Nicht länger entwickeln Unternehmen allein im stillen Kämmerlein ihre Produkte, um sie danach auf den Markt zu werfen. Stattdessen holen sie die Menschen ins Boot, die mit ihren Ideen, Erfahrungen und Alltagswelten den Unterschied machen: Konsument*innen, Händler*innen, Produzent*innen.
Für Bio-Marken birgt das enormes Potenzial. Schließlich lebt die Branche von Authentizität und Vertrauen. Wenn Kund*innen von Beginn an einbezogen sind, fühlen sie sich ernst genommen und das spiegelt sich im Regal wider. Eine Verpackung, die aus einem Co-Kreationsprozess hervorgegangen ist, erzählt eine Geschichte: von Transparenz, Teilhabe und gemeinsamer Verantwortung.
Doch Co-Kreation ist mehr als ein nettes Mitmach-Tool. Forschungen zeigen: In sogenannten Brand Communities wird die Marke selbst neu verhandelt. Hier tauschen sich Menschen aus, hinterfragen, schlagen vor und tragen dazu bei, dass das Bild der Marke lebendig bleibt. Das kann inspirierend sein, aber auch herausfordernd.
Wie Co-Kreation funktionieren kann, zeigt die Initiative „Du bist hier der Chef!“. Hier sind Verbraucher*innen nicht nur Käufer*innen, sondern die eigentlichen Produktentwickler*innen. Über Umfragen bestimmen sie Kriterien wie Tierwohl, Regionalität, Verpackung oder Preisgestaltung. Unternehmen und Handelspartner*innen setzen diese Wünsche um und im Supermarktregal wird dann sichtbar, was eine Gemeinschaft gemeinsam auf die Beine stellen kann.
Produkte wie die „Verbraucher-Milch“ oder „Verbraucher-Kartoffeln“ zeigen eindrücklich: Kund*innen sind bereit, faire Preise zu bezahlen, wenn sie verstehen, wie diese zustande kommen und welchen Unterschied sie machen. Das Modell verschiebt das Machtgefüge, von einseitiger Unternehmensperspektive zu einer Produktentwicklung auf Augenhöhe mit den Konsument*innen.
Die Antwort auf die Frage, wie viel Mitsprache sinnvoll ist, fällt vielschichtig aus. Manche Unternehmen verstehen sich eher als Gastgeber*innen, die den Rahmen setzen. Andere teilen Entscheidungsmacht großzügig mit der Community. Entscheidend ist, dass Rollen und Spielregeln klar sind - sonst droht Frust. Wenn Ideen ignoriert oder Prozesse zu langsam werden, verpufft die Aufbruchsstimmung schnell.
Und trotzdem: Wer Co-Kreation ernst nimmt, gewinnt mehr als neue Produktideen. Es entsteht ein gemeinsames Narrativ, das über den Kauf hinaus wirkt. Kund*innen fühlen sich als Mitgestalter*innen einer Bewegung, Produzent*innen erleben Anerkennung, Marken gewinnen Glaubwürdigkeit.
Natürlich gibt es Fallstricke: laute Stimmen, die dominieren; Erwartungen, die nicht erfüllbar sind; die Gefahr, dass eine Marke ihr Profil verliert, wenn sie allen gefallen will. Doch gerade hier zeigt sich die Kunst: Co-Kreation braucht Struktur, Moderation und den Mut, klare Leitplanken zu setzen.
Am Ende eines Co-Kreations-Workshops liegt vielleicht ein erster Prototyp auf dem Tisch – entstanden aus hunderten Ideen, zugespitzt in gemeinsamer Arbeit. Er ist vielleicht nicht perfekt, aber er trägt die Handschrift vieler. Und genau darin liegt die Kraft: Mehr als die Summe der Teile.
Co-Kreation ist kein Trend, sondern ein neues Verständnis von Zusammenarbeit. Es eröffnet die Chance, Produkte und Marken so zu gestalten, dass sie nicht nur im Regal überzeugen, sondern eine ganze Bewegung repräsentieren.
Der BNN geht hier einen nächsten Schritt: Gemeinsam mit der Initiative „Du bist hier der Chef!“ starten wir ein Pilotprojekt, das exklusiv herstellenden Bio-Unternehmen aus dem BNN offensteht. Ziel ist es, Co-Kreation nicht nur theoretisch zu diskutieren, sondern ein individuelles Projekt für die eigene Marke auf den Weg zu bringen: von den ersten Ideen über die Beteiligung der Verbraucher*innen bis hin zur Umsetzung im Markt.
Dazu laden wir exklusive alle interessierten Mitglieds-Unternehmen herzlich zu zwei digitalen Auftaktterminen ein. Dort stellen wir die Methodik vor, erläutern die möglichen Schritte für ein Pilotprojekt und zeigen, wie sich das Modell konkret auf Eure Marke übertragen lässt.
Termin 1: Dienstag, 21.10.25 | Zoom-Registrierungslink | 11-12 Uhr
Termin 2: Dienstag, 28.10.25 | Zoom-Registrierungslink | 11 – 12 Uhr
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