07. Mai 2025 •
Mit Freudensprüngen ins Grüne haben die Bodensee-Weiderinder den Frühling eingeläutet. Die Initiative ‚Bodensee-Weiderind‘, gegründet von Bio-Landwirten aus der Region und dem regionalen Bio-Großhandel & BNN-Mitglied BODAN, schafft durch regionale Wertschöpfungsketten und eine tiergerechte Aufzucht ein würdevolles Leben für Kälber am Bodensee.
Ab ins Grüne
Beim ersten Weidegang nach den Wintermonaten im Stall sind bei Kühen Freudensprünge vorprogrammiert. Endlich wieder taufrisches Gras mit Wiesenkräutern, herumtollen unter freiem Himmel oder dösen im Schatten eines Apfelbaumes. Die Kühe auf dem Hof Höllwangen bei Überlingen genießen auch darüber hinaus ein schönes Leben, denn der Betrieb ist Mitgründer der Initiative ‚WIR. Bodensee Weiderind‘, die besonders hohe Öko- und Tierwohl-Standards in der Milchvieh- und Weiderindhaltung setzt.
Im Frühling, wenn das Gras auf den Wiesen am Bodensee wieder kräftiger zu wachsen beginnt, dürfen viele Kühe wieder auf die Weide. Auf dem Hof Höllwangen bei Überlingen haben sie die Wintermonate im Offenstall mit Auslauf verbracht. „Nachdem die letzten fünf Monate überwiegend Heu und Gras-Silage auf dem Speiseplan standen, können die Tiere jetzt endlich wieder frisches Gras fressen und die Weiden für sich erobern“, sagt Markus Pfister vom Hof Höllwangen.
Kein Käse ohne Fleisch
Markus Pfister will aber nicht nur seinen Milchkühen ein schönes Weideleben ermöglichen, sondern auch ihren männlichen und weiblichen Nachkommen. Und das hat was mit Milch und Käse zu tun. Stephan Ryffel von der Hofgemeinschaft Heggelbach in Herdwangen, die am ganzen Bodensee für ihren Käse bekannt ist, erklärt das so: „Wenn eine Kuh Milch geben soll, bekommt sie jedes Jahr ein Kalb. Dadurch fallen in der Milchproduktion auch Jungtiere und Fleisch an.“ Ryffel und seine Kollegen haben das für ihren Betrieb mal durchgerechnet: Für 1 Liter Milch, aus dem die Hofkäserei etwa 100 Gramm Alpkäse macht, fallen in Heggelbach etwa 25 Gramm Kalb- oder Rindfleisch an. „Wenn man also Milch mag oder Käse, ist es sinnvoll, in Maßen auch Fleisch nachzufragen“, so der Hofkäser.
Das Problem: Viele Milchviehbetriebe haben nicht genügend Weideflächen, Platz und Personal, um alle Nachkommen aufzuziehen. So landen die meisten männlichen Kälber auf dem Viehmarkt. „Da hat man dann nicht mehr in der Hand, an welche Betriebe im In- oder Ausland sie gehen und welche Transporte sie bis dorthin durchstehen müssen“, erläutert Markus Pfister.
Kälber-Glück + kurze Wege
Damit seine Kälber in der Region bleiben können, hat er gemeinsam mit anderen Höfen und dem Bio-Großhandel BODAN die Initiative ‚Bodensee-Weiderind‘ ins Leben gerufen. Dabei konnten die Beteiligten auf gewachsene Beziehungen innerhalb des Netzwerks ‚WIR. Bio Power Bodensee‘ aufbauen. Nun arbeiten Milchviehbetriebe, die nicht genügend Wiesen und Zeit haben, um alle Kälber aufzuziehen, mit Weidemastbetrieben zusammen, die über reichlich Grünland verfügen. So können alle Kälbchen der angeschlossenen Milchbetriebe in ihrer Mutterherde aufwachsen.
Kurze Wege + maximale Transparenz
„Das Mehr an Tierwohl reduziert die vermarktbare Milchmenge, erhöht Platzbedarf, Futterkosten und Aufwand, aber es ist für uns der richtige Weg“, ist Markus Pfister überzeugt. Den Mehraufwand müssen die Bauern über die Fleischvermarktung wieder reinholen.
Unterstützt durch die Bio-Musterregion Bodensee hat die Initiative gemeinsam mit dem Öko-Großhändler BODAN und dem Fleischverarbeiter Fairfleisch eine betriebsübergreifende Kooperationsstruktur aufgebaut – konsequent regional, mit kurzen Wegen für Mensch und Tier: Geschlachtet, zerlegt und verpackt wird am Schlachthof Überlingen, nur 5 Kilometer Luftlinie von Höllwangen entfernt. BODAN vermarktet Bodensee-Weiderind-Fleisch und -Wurst über Bioläden in der Region und darüber hinaus.
Und hier gibt es weitere Informationen:
Netzwerk „WIR. Bio Power Bodensee“
Bio-Großhandel BODAN