3. Forum Grüne Logistik: Brückentechnologien am Markt

03. Juli 2019 Pressemitteilung

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Terra-Geschäftsführer Meinrad Schmitt und BNN-Geschäftsführerin Elke Röder begrüßten am Freitag, den 28.6.2019 bei Terra Naturkost in Berlin 80 Fachleute und Pressevertreter*innen zum 3. Forum Grüne Logistik. „Über die Mobilitätswende sprechen heute alle. Das ist angesichts der negativen Effekte des Wirtschaftsverkehrs auch dringend notwendig“, erklärte Ramona Pop, Berliner Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, in ihrem Impulsvortrag.

Ausschlaggebend sei, dass den Diskussionen konkrete Schritte folgten. Sie führte aus, dass Berlin Potential für regionale und nationale Lösungen als Testgebiet hat. „Wir ergreifen Maßnahmen zur Dekarbonisierung, indem wir zum Beispiel den städtischen Fuhrpark sukzessive auf Elektromobilität umstellen.“ Es sei aber klar, dass sich abgasfreie Mobilität nur durchsetze, wenn fossile Kraftstoffe nicht länger bevorzugt würden. Die Dieselsubvention seien antiquiert und müssten daher schrittweise abgebaut werden. Die CO2-Steuer müsse kommen und zwar so, dass ein Lebensstil mit weniger CO2-Last direkt belohnt werde.

In der Podiumsdiskussion stimmte Jörg Nolte, Geschäftsführer IHK Berlin der Senatorin in vielen Punkten zu und sagte die grundsätzliche Unterstützung der Wirtschaft zu. Er mahnte an, dass die Sicherung der notwendigen Wirtschaftsverkehre ebenso gewährleistet werden müsse wie die Versorgung der Bevölkerung. Für den Fachgebietsleiter Logistik der TU-Berlin, Prof. Dr. Ing. Frank Straube, standen zwei Dinge im Vordergrund: „Wir, in Deutschland, müssen uns von dem CO2-Ausstoß von 7 Tonnen möglichst schnell in Richtung 2 Tonnen pro Einwohner entwickeln“, sagte er. Dazu sei es notwendig, Logistik ganzheitlich zu betrachten und neu zu denken, die Kräfte zu bündeln und übergreifend zu kooperieren. So könne die Naturkostbranche beispielsweise erprobte Tools zur Bewertung von Logistikketten nutzen um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Klimaschonende Lösungen – jetzt!

Moderator Dieter Hallerbach, Betriebsleiter bei Peter Riegel Weinimport und Initiator des Forums Grüne Logistik, fasste das Ergebnis des konträr diskutierten Themas „Möglichkeiten, Perspektiven und Grenzen alternativer Antriebstechniken für LKW“ zusammen: „In jedem Fall ist es wichtig, dass die Unternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen, sich informieren und vor allem, dass sie handeln.“ Es sei keine Zeit mehr, abzuwarten.

Prof. Dr. Gernot Liedtke, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Berlin) plädierte in der Diskussion für eine Umgestaltung des gesamten Logistiksystems, auch wenn es „weh“ tue. Denn: „Wir müssen von der „Droge CO2-Ausstoß“ runter. 20 Prozent des CO2-Ausstosses komme aus dem Verkehr, davon ein rundes Drittel aus dem Güterverkehr, insbesondere aus der „langen Meile“. Gefragt, was er denn empfehle, sprach er sich im Sinne einer Übergangstechnologie für Gas-Antriebe auf der „langen Meile“ aus und betonte, dass Gas aus Reststoffen zu bevorzugen sei. Für die letzte Meile hingegen ist der Elektro-Antrieb ein immer ernster zu nehmendes Angebot. Klar sei, dass es die eine optimale Antriebstechnologie in naher Zukunft nicht geben werde, daher müsse am System und an Effizienzsteigerung gearbeitet werden.

In Präsentationen und auf dem Betriebsgelände von Terra Naturkost in Berlin-Britz stellten Anbieter und Nutzer von Fahrzeugen für den Wirtschafts- und Lieferverkehr praxiserprobte Lösungen vor, die über den Diesel-Hybrid hinausgehen, aber bereits zu kaufen sind – manchmal leider mit langen Lieferfristen. Sowohl das Interesse an den Präsentationen von Iveco, Renault, Scania und Volvo als auch der Wissenschaftler*innen und Politiker*innen war groß. Dabei wurde deutlich, dass es neben den vielfach im Vordergrund stehenden CNG und LNG-betriebenen Gas-Lkws etliche andere alternative Antriebsmodelle gibt, die es lohnt zu testen, weil sie, im Vergleich zu den derzeitigen Dieselmotoren, emissionsärmer und damit luft- und klimaschonender sind. Dazu zählen Hybrid- und Elektro-Motoren, Oberleitungstechnologie oder Fahrzeuge, die mit Ethanol und Biodiesel betrieben werden.

"Höchste Zeit für eine Verkehrswende"

Zum Abschluss des Tages stellten sich drei Verkehrspolitiker den Fragen des Auditoriums. Arno Klare, MdB, Berichterstatter der SPD im Ausschuss für Verkehr und Digitale Infrastruktur, Staatssekretär Ingmar Streese, Bündnis 90/Die Grünen, Senatsverwaltung Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin und Bundestagsabgeordneter Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher Bündnis 90/Die Grünen, bezogen sehr klare Position und nahmen Praxisprobleme entgegen, die auf politische Lösungen warten. Es sei höchste Zeit für eine Verkehrswende, betonte Arno Klare. Stephan Kühn verwies auf die vielen offenen Baustellen in der Rahmengesetzgebung und kritisierte die Prioritätensetzung der Bundesregierung. Ingmar Streese zeigte die Notwendigkeiten bei der Verkehrswende für Berlin auf und verwies darauf, dass die angestrebte Wende allen noch viel abverlangen werde. Eine CO2-Steuer wurde im Laufe des Tages nicht nur seitens der Politiker gefordert.

Elke Röder und Meinrad Schmitt bedankten sich für die vielen Hinweise, die es auch zu Kernthemen der eigenen Branche gegeben habe: Regionalität, Lebensmittelverschwendung und Belieferungs-kooperationen müssten neu bzw. weitergedacht werden. Beide stellten klar, dass eine neue deutsche Fiskal- und Förderpolitik notwendig sei. Diese müsse sich deutlich stärker auf die Erreichung der Klimaschutzziele fokussieren.