04. Mai 2023 • Aktuelles • Position
Die EU-Kommission hat den Entwurf der "Green Claims"-Richtlinie veröffentlicht, die die Nutzung von Nachhaltigkeitssiegeln verbieten soll, die nicht auf einem wissenschaftlich fundierten Zertifizierungssystem beruhen. Das ist eine gute Nachricht.
Verbraucher*innen wünschen sich konkrete und glaubwürdige Angaben zu den Umweltauswirkungen von Lebensmitteln. Weil hier bislang eine rechtliche Regulierung in Europa und Deutschland fehlt, gibt es bereits eine Reihe privatrechtlicher Labels, die Verbraucher*innen in ihrer Zahl nicht überblicken und deren Glaubwürdigkeit sie oft nicht einschätzen können. Auch für Unternehmen, die sich ernsthaft für Nachhaltigkeit einsetzen, stellen ‚Claims‘, die lediglich Greenwashing betreiben eine Gefahr dar, da sie Label wie „Bio“ schwächen.
Der BNN setzt sich deshalb für eine einheitliche europäische Nachhaltigkeitskennzeichnung von Lebensmitteln ein. Im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie hat die EU-Kommission kürzlich den Entwurf der "Green Claims"-Richtlinie veröffentlicht, die die Nutzung von Nachhaltigkeitssiegeln verbieten soll, die nicht auf einem wissenschaftlich fundierten Zertifizierungssystem beruhen. Der BNN begrüßt den neuen Entwurf der EU-Kommission und setzt sich dafür ein, dass ein an den planetaren Grenzen orientiertes Label, das die Vorteile extensiver Landwirtschaft berücksichtigt, wie z.B. der Planet-score, die Grundlage für eine EU-weit einheitliche Nachhaltigkeitskennzeichnung von Lebensmitteln wird.
Denn nicht alle Methoden zur Bewertung der Umweltleistung von Agrar- und Lebensmittelprodukten sind gleichermaßen geeignet. Der von der EU entwickelte "Product Environmental Footprint" (PEF) beispielsweise führt bei der Anwendung auf tierische Produkte zu irreführenden Ergebnissen. Der BNN begrüßt es deshalb ausdrücklich, dass die EU-Kommission in ihrem aktuellen Entwurf der "Green Claims"-Richtlinie endlich erkannt hat, dass der PEF nicht geeignet ist, um die Auswirkungen von Lebensmitteln auf Biodiversität und Naturschutz, die positiven externen Effekte einer extensiven Landwirtschaft oder das Tierwohl zu bewerten.
Allerdings lässt die Richtlinie immer noch Raum für die Entwicklung von reinen Lebenszyklusanalysemethoden (LCA) wie PEF. Labels, die ausschließlich die Lebenszyklusanalyse berücksichtigen, sind jedoch nicht in der Lage, die Komplexität des Agrar- und Lebensmittelsystems und seine externen Effekte korrekt zu erfassen. Aus Sicht des BNN braucht es deshalb ein Label, das der Komplexität von Nachhaltigkeit gerecht wird und gleichzeitig leicht verständlich ist. Beides zu vereinen, ohne Greenwashing zu betreiben, gelingt bisher nur dem Planet-score.
Insgesamt ist die Green Claims-Richtlinie ein wichtiger Schritt in Richtung einer glaubwürdigen und einheitlichen Kennzeichnung zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln. Der BNN wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass der Planet-score als Grundlage für diese Kennzeichnung genutzt wird und dass Greenwashing in der Lebensmittelwirtschaft keine Chance hat.
Text: Ulrike Schaal (Nachhaltigkeit) und Hans Kaufmann (Leiter Kommunikation)