31. Oktober 2023 • Pressemitteilung
BNN begrüßt die Überarbeitung des Nutri-Score-Algorithmus. Aber warum sind 80% der BNN-Mitglieder gegen eine EU-weite Einführung? Die Nichtberücksichtigung des Verarbeitungsgrades wird weiterhin kritisch gesehen, zeigt eine Umfrage in der Mitgliedschaft.
Es ist uns ein zentrales Anliegen, dass insbesondere die ernährungsphysiologische Qualität von Bio-Produkten angemessen bewertet wird, um eine transparente Entscheidungshilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewährleisten. Der BNN sieht in den vorgeschlagenen Überarbeitungen des Algorithmus einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung und begrüßt die positiven Entwicklungen.
Die vom Wissenschaftlichen Gremium veröffentlichten Überarbeitungen des Nutri-Score Algorithmus beinhalten wesentliche Änderungen, die mehr als bisher eine adäquatere Bewertung von Bio-Produkten ermöglichen:
Der BNN hat sich aktiv für diese Änderungen eingesetzt und begrüßt die Zustimmung des Lenkungsausschusses zu den Vorschlägen für die Kategorien „Feste Lebensmittel“ und „Fette & Öle“. Insbesondere begrüßt der BNN die vom Wissenschaftlichen Gremium (COEN) in seinem Bericht vom 06. Juni 2023 vorgestellten Entwicklungen im Bereich der Getränke.
Die Berücksichtigung kalorienfreier Süßstoffe erfüllt eine wesentliche Forderung des BNN. So erhalten Cola-Light und ähnliche mit Süßstoffen gesüßte Erfrischungsgetränke nach dem zukünftig gültigen Algorithmus nur noch eine C-Bewertung statt der bisherigen B-Bewertung. Gleichzeitig werden zuckerarme Getränke günstiger bewertet, um sie klar von zuckerreichen Getränken abzugrenzen. Wasser behält weiterhin die beste Bewertung (A).
„Trotz zahlreicher Verbesserungen des Nutri-Score-Algorithmus bleibt die Aussagekraft für eine gesunde Ernährung insgesamt eher begrenzt. Auch wir stellen fest, dass Verbraucher*innen die tatsächliche Aussagekraft des Nutri-Scores nicht in vollem Umfang erkennen, da sich die Bewertung der Nährwertzusammensetzung eines Produktes nur auf den Vergleich mit ähnlichen Produkten der gleichen Produktgruppe bezieht und der Nutri-Score keine Aussage über eine gesunde Ernährungsweise trifft“, so Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des BNN.
Zudem hat eine aktuelle Mitgliederbefragung des BNN ergeben, dass über 80 Prozent der Befragten eine EU-weit verpflichtende Einführung des Nutri-Scores ablehnen. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass der Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln bisher nicht im Bewertungssystem des Nutri-Scores berücksichtigt ist.
Dies hat zur Folge, dass Monoprodukte wie Käse, die für die private Weiterverarbeitung zu Hause verwendet werden und eine andere Portionsgröße haben, mittels Nutri-Scores deutlich schlechter bewertet werden als hochverarbeitete Produkte wie Pizza. Da vielen Verbraucher*innen nicht klar ist, dass mittels Nutri-Scores nur Produkte innerhalb einer Produktgruppe vergleichbar sind, entsteht ein verzerrtes Bild: Käse, der mit einem „D“ bewertet wird, wird als ungesundes Produkt wahrgenommen, wohingegen eine hochverarbeitete Tiefkühlpizza, die mit einem „B“ bewertet wird, als gesund wahrgenommen wird. Die Nichtberücksichtigung des Verarbeitungsgrades im Nutri-Score führt zu einer Verzerrung der Verbraucherwahrnehmung und kann dazu führen, dass Produkte unabhängig von ihrer tatsächlichen gesundheitlichen Eignung falsch wahrgenommen werden.
Der BNN unterstützt diese Weiterentwicklung des Nutri-Score-Algorithmus als wichtigen Schritt hin zu einer gerechteren Bewertung von vollwertigen Lebensmitteln. Der Bericht zur Aktualisierung des Nutri-Score-Algorithmus für die Kategorie „Obst, Gemüse & Hülsenfrüchte“ wird Ende 2023 veröffentlicht. Verbunden mit einer zweijährigen Übergangsfrist, tritt der angepasste Nutri-Score am 31. Dezember 2023 in Kraft.