11. Juli 2023 • Aktuelles • Interview
Interview mit Simon Ziegler, Fachberater Gastronomie beim österreichischen Bio-Großhändler und BNN-Mitglied Biogast. Seine Empfehlung an die Großhandels-Kolleg*innen: Baut Kompetenz auf.
Wie groß ist der Bio-Anteil in der AHV in Österreich?
Wir lagen nach Angaben der AgrarMarkt Austria 2019 bei sieben und 2022 bei neun Prozent. Es gibt im Bund und den Ländern für die öffentlichen Kantinen schon länger Mindestquoten für Bio, meistens 25 oder 30 Prozent. Da kommt schon was zusammen, auch wenn die Quoten in einigen Bundesländern bisher eher als „Kann“-Vorgabe betrachtet wurden. Ein Grund für den starken Anstieg ist, dass der Bund, Wien und das Burgenland richtig ernst machen mit Bio.
Warum ist der Bio-Anteil in Österreich so viel höher als in Deutschland?
Bio ist in Österreich sehr viel stärker im Mainstream angekommen als in Deutschland. Auch die Gastronomen stehen weit mehr dahinter. In Österreich gibt es parteiübergreifend ein Bewusstsein für mehr Bio und eine höhere Lebensmittelqualität. Hinzu kommen Förderprogramme, etwa der Stadt Wien. Da werden für Küchen, die ernsthaft Bio machen wollen, die Kosten der Erstzertifizierung und 40 Beratungsstunden übernommen. Dieses Programm war sehr erfolgreich und soll bundesweit ausgerollt werden. Insgesamt haben wir in Österreich 800 zertifizierte Bio-Küchen mit 70% Bio und mehr.
Profitiert Biogast von dieser Entwicklung?
Auf jeden Fall. Wir sind als führender Bio-Großhändler mit 16.000 Artikeln ein sehr guter Lieferant auch für die AHV. Und wir bieten eine hohe Beratungskompetenz durch erfahrene Gastronomen. Die konventionellen Großhändler versuchen mitzuziehen, das ergibt einen guten Wettbewerb.
Was empfehlen Sie dem deutschen Bio-Großhandel?
Macht Euch klar, was da für ein Potential drin liegt. Bei uns gibt alleine der Bund jedes Jahr 190 Millionen Euro für Lebensmittel aus. Und davon müssen jetzt 25 Prozent Bio sein. Das sind ordentliche Summen. In Deutschland dürften sie etwa zehnmal so groß sein. Aber es reicht nicht zu sagen, ich mach dann mal AHV. Man muss auch die nötige Kompetenz dafür aufbauen, in der Beratung und in der Logistik. Für die Gastro muss man immer 100 Prozent lieferfähig sein. Da kann ich nicht wie im Einzelhandel sagen, sorry ist aus, gibt es erst nächste Woche wieder.