Können Sie gute Beispiele für lokales SEO-Marketing nennen?
Ja, das sind Läden, die ihre Internetaktivitäten nicht nur auf typische Bioladen-Kundschaft ausrichten, sondern darüber hinaus ihrer Einkaufsstätte weiteres Profil verleihen. Ich denke hier zum Beispiel an einen Bioladen, der durch eine Käsetheke auch gezielt Käseliebhaber anspricht und sich online dementsprechend positioniert. Vielleicht denkt die potenzielle Kundin oder der Kunde auf der Suche nach einer bestimmten Käsespezialität in
Reutlingen zunächst nicht an ein Bio-Fachgeschäft, sondern eher an die Käseauslage des Supermarktes? Suchen Kund*innen dann nach einer Einkaufsstätte für ihren Lieblingskäse, stoßen sie so auch auf den Bioladen.
Lokales Bio-Marketing sollte also über Bio als „Markenkern“ hinausgehen?
Fachhändler*innen sollten die Chancen ihres Standortes genau unter die Lupe nehmen, um ihren Laden für unterschiedliche Käufer*innen interessant zu machen. Ein Beispiel: Für einen Bioladen, der in einer Fahrradtourismus-Region liegt, haben wir gezielt Google Ads und Anzeigen auf Facebook geschaltet, die sich an Freizeit- und Urlaubsradler*innen richten. Wer also Standortvorteile und das eigene Angebot clever in Einklang bringt, profitiert. Darauf aufbauend kann schon mit überschaubarem Budget sehr zielgenau eine bestimmte Kundengruppe, wie zum Beispiel Rad-Tourist*innen, erreicht werden. Noch nutzen sehr wenige Bioläden strategisch die Chancen, die im lokalen Online-Marketing liegen. LEH und Discounter sind hier schon weiter. Sie fischen ganz bewusst nach Biofachhandelskund*innen im Netz. Ich denke aber, dass gerade lokale Bioläden sich hier Vorteile verschaffen können, denn Google belohnt im Ranking Individualität. Und das können Bioläden meist deutlich besser als ein zentralgesteuerter Discounter.
Wie sollten Bioläden vorgehen, um ihren Online-Auftritt zu verbessern?
Bevor Händler*innen Geld ausgeben, sollten sie sich kritisch den Ist-Zustand ihres Marketings im Allgemeinen und der Online-Kommunikation im Speziellen anschauen. Der nächste Schritt: Ziele definieren. Wo soll die Reise hingehen? Was und wen möchte ich erreichen? Auf dieser Basis lassen sich dann die geeigneten Plattformen und Maßnahmen finden. Läden sollten außerdem ihre Google-Unternehmensseiten sowie Laden-Websites immer aktuell halten: Das gilt insbesondere für Adressdaten und Öffnungszeiten. Veraltete Informationen können Kund*innen abschrecken und sind daher ein No-Go.
Text und Interview: René Neumann, Referent für digitale Kommunikation beim BNN