Wie der Biofachhandel die Debatte um Tierwohl vorantreibt

15. Dezember 2023 Aktuelles

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Auch der Handel kann viel tun, um Tierwohl zu fördern. Der Biofachhandel hat Lösungen parat, wie zahlreiche Initiativen der letzten Jahre eindrucksvoll zeigen.

Der Biofachhandel leistet seit vielen Jahren einen zentralen Beitrag zum Tierwohl, indem er Produkte anbietet, die nach strengen ökologischen Kriterien der EU-Öko-Verordnung sowie auch teilweise der Öko-Anbauverbände hergestellt werden. Dazu gehören beispielsweise mehr Freiraum für Tiere, regionale Erzeugung, bessere Haltungsformen und tiergerechte Haltung, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere gewährleistet. Darüber hinaus sollen die Tiere so aufwachsen können, wie es ihrem Wesen entspricht, und männliche Küken, Rinder oder Böckchen sollten nicht aussortiert, sondern artgerecht aufgezogen werden.

BNN-Großhandel als wichtiger Impulsgeber der ökologischen Tierzucht

Die ökologische Tierzucht ist entscheidend für die Züchtung von Tieren, die speziell für den Einsatz in ökologisch wirtschaftenden Betrieben geeignet sind. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Aufzucht aller Küken und Rinder, unabhängig von ihrem Geschlecht, sowie die Abgabe von Jungtieren im Doppelpack (zum Beispiel Henne und Hahn), um deren artgerechte Haltung zu gewährleisten. Im Jahr 2013 gründeten der Bauckhof Klein Süstedt, Naturkost Elkershausen, Naturkost Erfurt und Naturkost Nord die Bruderhahn Initiative Deutschland e.V. (BID) (seit 2021 erweitert zur Brudertier Initiative Deutschland - BID) mit dem Ziel, die Praxis des Tötens männlicher Küken sofort zu beenden und auf längere Sicht Strukturen dafür zu schaffen, dass ein „Ökohuhn mit Zukunft“ gezüchtet werden kann.

Im Rahmen der Brudertier Initiative Deutschland e.V. (BID) werden bereits seit 2013 die Bruderhähne auf Bioland- bzw. Demeter-Höfen aufgezogen.

Stärkung der ökologischen Tierzucht dank der Verbraucher

Bereits im Jahr 2015 gründeten die Bioverbände Bioland und Demeter die gemeinnützige Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ), um eine eigenständige, ökologische Tierzucht zu etablieren und Tiere zu züchten, die den Anforderungen ökologischer Betriebe entsprechen. So hat sich die Ökologische Tierzucht gGmbH zur Aufgabe gemacht, geeignete Zweinutzungshühner für Biobetriebe zu züchten.

Der BNN hielt als Branchenverband bis 2019 einen Sitz im bestehenden Beirat der ÖTZ, um deren Arbeit gemeinsam mit Fachleuten aus Wissenschaft, Geflügelwirtschaft und -zucht fachlich zu begleiten und inhaltlich zu unterstützen. Heute unterstützt der BNN die Arbeit durch Kommunikationsmaßnahmen. Zugleich ist die ÖTZ-Fördermitglied im BNN.

Das 1-Cent-Siegel für ökologische Geflügelzucht

Im Jahr 2017 startete die ÖTZ in Kooperation mit der BID die Kampagne "1 Cent pro Ei für die Öko-Tierzucht". Diese deutschlandweite Aktion, die vom Biogroßhandel, von Bioläden, Abokisten-Anbieter*innen und Hofläden unterstützt wird, ermöglicht es Verbraucher*innen, durch die Zahlung eines zusätzlichen Cents pro Ei die Züchtungsarbeit der ÖTZ zu fördern. Als Schirmherr der Kampagne fungiert der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN), was die Bedeutung der Initiative für den gesamten Biofachhandel nochmals unterstreicht.

Mit der 1 Cent Kampagne zeigen Sie Ihr Engagement und unterstützen pro gehandeltem Ei die Zuchtarbeit der ÖTZ. Das 1 Cent Siegel ist kein Produktsiegel, sondern wird als Kampagnen-Siegel genutzt.

Mit dem Siegel „Aus ökologischer Züchtung“ werden von ÖTZ-Tieren stammende Eier und Fleisch ausgelobt und ihre besondere Qualität kenntlich gemacht.

Zweinutzungshühner als Lösung

„Trotz des Verbots werden viele Küken ins Ausland gebracht und dort getötet, da EU-weit das Töten von Eintagsküken überwiegend noch erlaubt ist,“ kritisiert BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel und fordert: „Wir brauchen eine EU-weite Gesetzgebung, die das Töten von Küken verbietet und Standards für die Aufzucht und das Wohlergehen der Tiere festlegt.“ 

Kathrin Jäckel sieht im Zweinutzungshuhn daher eine großartige Chance, um Tierwohl und Nachhaltigkeit zu vereinbaren: „Zweinutzungshühner werden nicht extrem für nur eine Funktion – entweder Eierlegen oder Fleischproduktion – gezüchtet. Dadurch leiden sie weniger unter den typischen gesundheitlichen Problemen, die bei spezialisierten Zuchtlinien auftreten, wie Knochenbrüchen bei Legehennen oder Herz-Kreislauf-Problemen bei Masthühnern. Außerdem wird auch die Lebensmittelverschwendung reduziert, da sowohl das Fleisch als auch die Eier genutzt werden.“

Wer ökologische Tierzucht fördern will, sollte daher in den Biomarkt seines Vertrauens gehen, und auf das gelb-grüne Siegel mit der Aufschrift „Ökologische Tierzucht“ und „Zweitnutzungshuhn“ achten!

Dazu wurde das BID-Bruderhahn-Siegel entwickelt, das Produkte (Eier und Fleisch) kennzeichnet, für die auch die männlichen Küken unter strengen Kriterien aufgezogen werden.

Gleichzeitig klärt die Initiative die Öffentlichkeit über diese dringende Problematik und gelebte Lösungen auf. Seit 2020 engagiert sich die BID auch dafür, dass die ökologischen Milchviehkälber in der Bio-Wertschöpfungskette bleiben und wurde entsprechend zur „Brudertier Initiative Deutschland e.V.“ erweitert.

Auch gesamtgesellschaftlich bekam die Diskussion um das Kükentöten und Brudertiere seit 2013 immer mehr Aufmerksamkeit. Seit dem 1. Januar 2022 ist das Töten von Eintagsküken in Deutschland gesetzlich verboten.