Gegen die Plastikflut: Mit der richtigen Strategie zu wirksamer Abfallreduktion

20. Oktober 2023 Aktuelles Position

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Gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen und weiteren Expert*innen hat der BNN einen neuen Verpackungsleitfaden erarbeitet, der auch Forderungen an die Politik stellt.

Der Biofachhandel geht bereits mit gutem Weg voran: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) führt seit 2022 einen Verpackungscheck durch, um den Umgang von Supermärkten mit Plastikmüll zu bewerten. Nach den Ergebnissen des Checks von 2023 schneiden Biomärkte bei der Verpackungsreduktion erneut deutlich besser ab als konventionelle Supermarktketten und Discounter. Während die konventionellen Märkte kaum Mehrweg und nur wenig unverpackte Ware anbieten, erhalten die Bio-Supermärkte hier eine grüne Karte von der DUH. Dies zeigt, dass Verpackungsreduktion und die verstärkte Nutzung von Mehrwegsystemen sowohl möglich als auch praktikabel sind, argumentiert die Umweltschutzorganisation.

Neben weniger Plastik und höheren Mehrwegquoten setzen viele Biomärkte und Bioläden auf Unverpackt-Sortimente, um Verpackungsmüll etwa auch bei Nüssen, Reis oder auch Wasch- und Reinigungsmitteln weitgehend zu vermeiden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt den Einkauf von ökologischen, regionalen und unverpackten Produkten, um Verpackungsmüll zu vermeiden, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und allgemein umweltbewusster einzukaufen.

Verpackungen weiterentwickeln: Was der neue BNN-Verpackungsleitfaden vorschlägt

In einer Zeit, in der die Welt mit den Auswirkungen von Überkonsum und Umweltverschmutzung konfrontiert ist, stellt sich die drängende Frage: Wie können wir Produkte nachhaltig verpacken und somit u.a. unsere Ressourcen schonen? Eine Frage, der sich unsere Branche schon lange widmet, die jedoch auch immer wieder neue Antworten benötigt.

Das kürzlich veröffentlichte „BNN-Strategie(n)papier nachhaltige Verpackung“ wurde aus der BNN-AG Verpackung gemeinsam mit engagierten Expert*innen entwickelt, um tief in diese Fragestellung einzusteigen. Mitglieder können das Papier kostenfrei im Mitgliederbereich unserer Website herunterladen.

Aus dem Strategiepapier haben wir einen Katalog an Forderungen an die Politik ausgearbeitet, mit Hilfe derer der positive Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gestaltet werden kann.

Unsere Forderungen im Überblick:

 

 
Mehrweg
  • Förderung innovativer funktionierender Mehrwegsystemsystemkomponenten wie Spül- und Rückgabeinfrastruktur (evtl. auf regionaler Ebene)
  • Sensibilisierung und Aufklärung der Verbraucher*innen zu Mehrweg
  • Kontrollen zur Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen zu Mehrweg
  •  Steuererleichterungen für Mehrwegprodukte, um die Mehrkosten auszugleichen („Wahre Preise“)
  • Unterstützung der Standardisierung der verschiedenen Mehrwegsysteme (idealerweise nur wenige Mehrwegsysteme) und Beschränkung von Individualgebinden (z. B. bei Getränken)
  • Verbindliche Mehrwegquoten in Supermärkten bzw. verbindliche Mehrwegquoten für Herstellungsunternehmen
  • Förderung umweltfreundlicherer Logistik
  • Vorgaben im To-Go-Bereich: kein Ausweichen auf andere Einwegmaterialien wie Aluminium möglich
  • Verpflichtenden Scherbenanteil bei Glasherstellung erhöhen
  • Förderung von grünen Wannen, also Glashütten, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden
  • Aufklärung der Verbraucher*innen zu Mehrweg und insbesondere auch zu Kunststoffmehrweg (dass Kunststoff nicht per se schlecht ist)
  • Mehrwegziele auch im Lebensmittelbereich
 
Unverpackt
  • Steuererleichterungen für unverpackte Produkte, um die Mehrkosten auszugleichen („Wahre Preise“)
  • Verringerung von bürokratischen Hürden, indem Verantwortung auf den Einflussbereich reduziert wird (aktuell ist z.B. das herstellende Unternehmen verantwortlich, wenn Kundschaft Reinigungsmittel in Lebensmittelverpackungen abfüllt; auf Hinweispflicht im Laden reduzieren und auf Eigenverantwortung der Kundschaft setzen)
  • Einheitliche Hygienevorgaben (z.B. über veröffentlichte Leitlinien oder über DIN-Norm
  • Mehrwegquote auch für B2B oder Förderung von Mehrweg in B2B mittels finanzieller Anreize
 
Reduce
  • Anreize schaffen, durch die eine materialsparende Verpackung belohnt wird, wenn diese gut recycelbar bleibt
 
Recycle
  • Verpflichtung zur Markierung von verschiedenen Verpackungsströmen, um Recycling auf der gleichen Qualitätsstufe zu ermöglichen: So wird z. B. wird allen Lebensmittelverpackungen ein Marker (Wasserzeichen oder fluoreszierend) zugefügt, damit diese nach Verwendung separat sortiert und wieder zu Lebensmittelverpackungen werden können.
  • Verpflichtung der Recyclingwerke, Sensoren zur Erkennung der Marker für sortenreines Recycling nachzurüsten
  • hohe verpflichtende Recyclingquoten
  • hohe verpflichtende Einsatzquoten für Rezyklate
  • Zertifizierung von Recyclingverfahren, die Kunststoffe auch für den Einsatz im Lebensmittel- und Kosmetikbereich wieder nutzbar machen (z.B. Prüfung von lösemittelbasiertem Recycling)
  • Verzicht auf Abfallexporte durch Etablierung einer ausreichenden nationalen Infrastruktur sowie effektiver Kontrollen
  • Regulatorische Klarheit für den Einsatz von Rezyklat für Lebensmittelverpackungen
  • Zulassung und Zertifizierung von Recyclingverfahren, die Kunststoffe auch für den Lebensmittel- und Kosmetikbereich wieder nutzbar machen (z. B. Prüfung von lösemittelbasiertem Recycling), auch für R-PE und R-PP
  • Rezyklat sollte, wenn möglich, im Kreislauf gehalten werden. (Z. B. PET-Flaschen, s.o. “auf Unternehmensseite”)
  • Berücksichtigung von Trennhinweisen bei der Beurteilung der Recyclingfähigkeit
  • Einsatz recycelter Materialien
  • Förderung des Aufbaus weiterer Anlagen, die in der Lage sind, Getränkeverbundkartons komplett zu recyceln
 
Replace
  • Generelles Verbot mineralölhaltiger Druckfarben und anderer Schadstoffe (auch im Zeitungsdruck)
  • Förderung nachhaltiger Papierherstellungsverfahren (z.B. Umstellung auf regenerative Energie)
 
Biobasierte Verpackungen
  • Einrichten einer getrennten Fraktion in Sortieranlagen für bioabbaubare und recyclingfähige holzbasierte Folien

 

 

BNN-Ansprechperson für die Themen Nachhaltigkeit, Verpackungen sowie Mehrweg ist Ulrike Schaal.